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Das Whispering Voice Publishing immer mit unkonventionellen Ideen spielt, ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr. Je ungewöhnlicher die Geschichte oder der Prozess ist, desto neugieriger werden wir. So sind wir ganz hellhörig geworden, als Josy und ihre Schwester uns ihr Manuskript “Get you the Moon” zugesandt haben. Wir waren nicht nur von der Geschichte überzeugt, sondern auch von dem Beiden als Team. In diesem Artikel erzählen uns die beiden von ihrer Reise ein Buch zu zweit zu schreiben und was das für ihre Beziehung bedeutet hat.
Liebe auf den zweiten Blick – die gemeinsame Leidenschaft
Die Leidenschaft zu lesen haben meine Schwester und ich erst relativ spät für uns entdeckt. Es gab immer mal wieder das ein oder andere Buch, das wir im Urlaub gelesen haben, aber nie wurden wir so richtig in den Bann gezogen – bis diese eine Geschichte kam.
Es war eine Trilogie, in die erst ich und später auch meine Schwester sich verliebt hat. Damit fing unser gemeinsames Hobby an.
Von da an haben wir gemeinsam parallel Bücher gelesen, neue Buch-Entdeckungen ausgetauscht, zusammen gelacht und geweint, uns in die Protagonisten verliebt und mitgefiebert. Ab und zu wurde auch mal aus Versehen „gespoilert“, aber auch das wurde verziehen.
Mit der Zeit kamen auch die ersten Ideen für eigene Geschichten, die sich immer mehr als einzelne Bruchstücke aneinander reihten. Dabei blieb es für eine ganze Weile, bis dann Ende 2021 der Zeitpunkt kam und wir die erste eigene Geschichte ernsthaft angehen wollten.
Unsere Lebensumstände waren zu dem Zeitpunkt günstig und daher dachten wir uns: ‘Warum nicht?’
Rückblickend sind wir das ganze sehr unkonventionell und unbeschwert angegangen. Kurzerhand haben wir uns einen gebrauchten Laptop gekauft, das Schreibprogramm geöffnet und drauf los geschrieben.
Schnell kristallisierte sich heraus, wem von uns welche Aufgabe Spaß machte und wer für welche Aufgabe geeignet war. Dadurch haben wir ziemlich intuitiv unsere ganz eigene Arbeitsaufteilung für unser erstes Buchprojekt gefunden.
Wir wurden oft gefragt, wie sich das so anfühlt, zu zweit ein Buch zu schreiben. Um ehrlich zu sein, fühlte es sich für uns beide sehr natürlich und leicht an. Dabei hat es uns geholfen, die Aufgaben nicht bis ins kleinste Detail zwischen uns aufzuteilen, sondern eher die Bedürfnisse und Herausforderungen des anderen zu erkennen und zu sehen, wo der andere gerade steht und gegebenenfalls Unterstützung braucht.
Die Fähigkeit, die Bilder, die der andere im Kopf hat, zu sehen
Dank gemeinsamer Erlebnisse in anderen Ländern und fremden Städten und die enge Beziehung, die wir auch vor dem Schreiben schon zueinander hatten, war es für uns sehr leicht, die Bilder, die der andere im Kopf hatte, ebenfalls zu sehen. Etwas, das uns im Schreibprozess sehr geholfen hat. Denn so mussten wir uns gegenseitig nicht viel erklären. Oft wussten wir sofort, was der andere vor seinem inneren Auge sieht und konnten die Szenen entsprechend zum Leben erwecken. Natürlich hatten wir auch mal unterschiedliche Vorstellungen, was aber durch ehrlichen und direkten Austausch in der Regel unkompliziert gemeistert werden konnte und zu noch besseren gemeinsamen Resultaten führte.
Auch kreative Blockaden konnten wir gemeinsam überwinden, indem wir zusammen neue Wege für uns fanden, wieder zurück in diese andere Welt einzutauchen. Im Prozess immer zu zweit zu sein, half uns in diesen Situationen einen neuen, bereichernden Blickwinkel und damit oft eine neue Lösung für die Blockade des anderen zu erhalten. Mit Sicherheit etwas, das wir alleine nicht so einfach gemeistert hätten.
Mit der Zeit füllte sich Seite für Seite mit Details und Liebe.
Mit jedem geschriebenen Kapitel sind wir selber tiefer in den Prozess und unsere Geschichte eingetaucht, haben unsere Figuren zunehmend zum Leben erweckt und bereits während des Schreibens mit ihnen gelacht, geweint und gelitten.
Nach Monaten intensiver, gemeinsamer Arbeit und unzähligen Stunden am Telefon entstand so aus unseren groben Vorstellungen unserer Geschichte unser erstes Buch.
Aus dem gemeinsamen Hobby ist in dieser Zeit eine Berufung geworden, in der wir nun nicht mehr nur etwas miteinander teilen, sondern nun sogar miteinander kreieren.
Für uns wurde deutlich, dass ein Buch zu schreiben nichts ist, was unter Druck passieren kann. Die Kreativität kommt und geht, wie sie will und diesem Rhythmus zu folgen, haben wir gelernt. Selbst wenn sich ein geplanter Teil der Geschichte während des Schreibens nicht mehr richtig anfühlte, haben wir gelernt, diesen gehen zu lassen, ohne krampfhaft daran festzuhalten.
Insgesamt war es ein großartiger Lernprozess für uns als Geschwister, in dem wir gemeinsam wachsen konnten, Stärken und Schwächen des anderen noch besser kennenlernten und für uns noch effektivere und harmonischere Wege der Zusammenarbeit entwickeln konnten.
Unser erstes Buch ist keine einmalige Sache geblieben.
Wir schreiben bereits an einer neuen Geschichte, zu der ganz sicher auch noch weitere hinzu kommen werden.
Aus unserer Liebe zum Lesen wurde die Liebe zum Schreiben.
Und natürlich lesen wir auch immer noch leidenschaftlich Bücher und tauchen in andere Welten ab. Doch jetzt dient das Lesen neben dem Genuss und der Entspannung auch als Inspiration für neue, eigene Abenteuer und weitere Buchprojekte.
Für uns war es immer eine Arbeit, die vor allem Freude bringen sollte – und diesem Weg sind wir während des Schreibens treu geblieben.
Ob wir wollen oder nicht, unsere Erfahrungen und Erlebnisse fließen mit ein und leben in unseren Büchern weiter
Was unsere Beziehung zueinander betrifft, glaube ich nicht, dass sich diese durchs Schreiben sehr verändert hat. Wir sind eng miteinander aufgewachsen und haben unsere Leben miteinander geteilt und würden wohl beide voneinander sagen, dass wir nicht nur Schwestern, sondern gleichzeitig unsere besten Freundinnen und Vertraute sind.
Wir sind drei Schwestern, die durch dick und dünn gehen. Und auch wenn die Jüngste von uns nicht so sehr unsere Liebe zu den Büchern teilt, hat auch sie ihren Teil zu unseren Geschichten beigetragen. Denn ob wir wollen oder nicht, unsere Erfahrungen und Erlebnisse fließen mit ein und leben in unseren Büchern weiter.
Für uns ist das Wichtigste, dass wir immer ehrlich miteinander sind, wir offen sagen können, wenn uns etwas nicht gefällt, wenn etwas nicht so läuft, wie wir uns das wünschen und das wir dann nach einer Lösung suchen, mit der wir beide glücklich sind. Ich denke, das ist auch das, was wir aus diesem gemeinsamen Erlebnis ein Buch zu schreiben für uns und unsere Beziehung zueinander mitnehmen. Wir können immer über alles reden und es ist vollkommen okay, wenn wir auch mal nicht einer Meinung sind – denn es gibt immer eine Lösung und einen gemeinsamen Weg.