Lucas, wie gehts dir heute?
Mir geht es wunderbar!
Was hat dich dazu gebracht, Designer zu werden, und wie hat es angefangen?
Als Kind hab ich schon immer viel gezeichnet und in der Schule lieber die Buchstaben auf den Arbeitsblättern ausgemalt statt die Aufgaben zu machen. Als ich dann 13 Jahre jung war, hatte mein Bruder eine komplett legale Version von Photoshop auf seinem Rechner. Damit habe ich dann schon viel ausprobiert. Zeitgleich war ich in einem Fußballmanager-Forum angemeldet und habe dort für die anderen User deren Vereinswappen entworfen. Diese kamen immer mega gut an und dementsprechend hab ich da erste positive Erfahrungen gesammelt und immer mehr learning by doing betrieben. Als mir dann irgendwann klar wurde, dass man nach der Schule Geld verdienen muss, war für mich klar, dass ich das beruflich machen möchte. Es ist nicht einfach, dort Anlaufstellen zu finden, die einen praktischen dem theoretischen Ansatz vorziehen, da dies eben ein Job ist, bei dem man nur durch echte Projekte wirklich lernt. Daher habe ich mich für eine private Universität entschieden und mir dieses mit einem Nebenjob im Edeka Getränkemarkt finanziert. Danke auch noch mal an meine Eltern für den Support damals.
Wie kriegst du es hin, immer so kreativ zu sein? Woher nimmst du deine Inspiration?
Im Kern ist Kreativität die Rekombination von Dingen, die man bereits kennt. Also alles, was du siehst, liest, lernst und machst. Ich gehe einfach mit offenen Augen durch die Welt, speichere mir viel an Inspiration direkt weg, falls ich mal keine direkte Idee zu einem Thema habe. Und aus dieser Inspiration etwas Neues zu zaubern, ist schwer, aber durch viel Übung erlernbar. Außerdem probiere ich einfach viel im Designprozess aus, was oft zu unerwarteten, aber neuen Ergebnissen führt.
Wie viel von deiner eigenen Persönlichkeit steckst du in deine Arbeit und wie zeigst du/ zeigt sich das?
Jede:r Designer:in steckt immer ein wenig Persönlichkeit in die eigene Arbeit und das ist auch völlig gut so. Generell nehme ich mich als Person nicht so ernst, gehe mit Humor an die Sache ran und bleibe stets positiv. So gehe ich auf meine eigene Art an Projekte ran, habe einen eigenen Prozess für meine Kunden entwickelt und das macht ja gerade Spaß. In der Designarbeit selbst steckt auch viel Kreativität. Und das kommt immer aus den Dingen, die man woanders schon gesehen hat. Jeder sieht täglich andere Dinge und kann dementsprechend neu kombinieren. Ich habe natürlich meine Präferenzen im Design – eher minimalistisch, starke Farben und on point. Jedoch passt das nicht jedes Mal zum Kunden. Da ist dann die Herausforderung, sich anzupassen, vorab viele Fragen zu stellen und gemeinsam ein wünschenswertes Ergebnis hinzubekommen. Ein bisschen eigener Stil fließt also immer mit ein.
Was ist das wildeste Projekt, an dem du je gearbeitet hast und wie hast du es gemeistert?
Da fällt mir spontan das Corporate Design für ein komplettes Album einer Akustik-Pop-Punk-Band ein. Dort war es sehr wild, einen Vibe zu finden, auf den sich alle einigen können – auch, weil alle 4 Bandmitglieder gleichberechtigt entscheiden. Dort haben wir vorab viel gesprochen und Bilder sowie Stimmungen notiert, die zu der Band passen. Anschließend hatten wir wirklich wöchentliche Calls, um abzuchecken, inwieweit der aktuelle Stand zum Ziel passt. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Wir haben eine perfekt anpassbare Farb- und Schriftwelt geschaffen sowie 14 Illustrationen erschaffen, die exakt das zeigen, was die Band ausmacht. Und sie nutzen genau diese Elemente bis zum heutigen Tage und darum geht’s!
Wie habe ich es also gemeistert? Erstmal ist es wichtig, die Übersicht zu behalten und gut zu kommunizieren, wenn es Unklarheiten gibt. Gerade bei insgesamt 5 kreativen Köpfen wirft immer jemand eine Idee in den Raum, die gerade „superlustig“ wäre – einige Ideen schaffen es, einige eben nicht. Da brauch es also neben dem Chaos auch Ordnung im Prozess. Und der stetige Austausch ist dann wichtiger als mit anderen Kunden – aber alles machbar!
Glaubst du, dass Designer eine Verantwortung haben, die Gesellschaft zu beeinflussen und wenn ja, wie versuchst du, das zu tun?
Hier würde ich gerne Paul Arden zitieren: „Without having a goal, it’s difficult to score.“ – Designs verfolgen also immer ein Ziel, sodass sie funktionieren können. Und, wenn Designs funktionieren, haben sie auch die Macht, eine Gesellschaft zu beeinflussen. Jedes Logo löst Emotionen in einem aus – aber nicht wegen des Logos, sondern wegen der Erfahrung, die man mit dem Unternehmen gemacht hat. Und das nennt sich dann Branding. Designer schaffen es also, das Gefühl für eine Marke in einem Design wiederzuspiegeln und die Zielgruppe so zu erreichen, wie das Unternehmen es von sich selbst wünscht. Logos sind oft das erste, was gesehen wird. Und auch hier wird direkt eine Wirkung vermittelt. Welche Farben wurden genutzt? Warum sieht das so und nicht anders aus? Designs umgeben uns überall – egal, ob in Social Media, in Fußgängerzonen oder auch in jedem zu Hause. Jede Verpackung wurde z.B. auch bewusst genau so gestaltet, wie du sie gekauft hast.
Bei mir ist es so, dass ich nicht irgendwas gestalte, bevor ich nicht das Ziel und die Werte des Unternehmens kenne. Denn erst dann wird es was eigenes. Ich versuche, die Dinge, die in einer Branche funktionieren, zu adaptieren und mit etwas Neuem zu verbinden, damit ein neues Markenerlebnis entstehen kann.
Wie gehst du mit Kritik an deinen Designs um? Bist du ein „Kritik-Junkie“ oder ignorierst du sie einfach?
Hier kommt es komplett darauf an, von wem die Kritik kommt. Ist der Mensch in einem Bereich weiter als ich? Bitte kritisiere mich. Erst dann lerne ich. Bist du einfach jemand, der eh über alles und jeden meckert? Dann geht’s ins eine Ohr rein, ins andere raus – da stehe ich mittlerweile komplett drüber. Es war ein langer Prozess, Kritik nicht persönlich zu nehmen, aber im Endeffekt hilft es einfach, noch besser zu werden.
Wie wichtig ist dir, dass deine Arbeit von anderen verstanden wird, und wie versuchst du sicherzustellen, dass dies geschieht?
Das ist mir sehr wichtig, da genau das die Aufgabe des Designs ist. Dinge klar und verständlich darzustellen. In der Arbeit mit meinen Kunden geht es immer darum, vor dem Gestalten sehr viel Zeit in das Kennenlernen der Personen und der Unternehmens zu investieren. Wir legen gemeinsam Ziele, Werte und den Unternehmenskern fest. Nach der Recherche zu Mitbewerbern und bestehenden Designs geht es erst dann an die Entwürfe. So kommt es nur selten vor, dass meine Arbeit nicht verstanden wird.
Wie hat sich deine Arbeit im Laufe deiner Karriere verändert und wie hat sich dies auf deine Herangehensweise auf das Design ausgewirkt?
Früher habe ich jeden Job angenommen, den ich kriegen konnte. Ich hab direkt losgestaltet, ohne vorher Fragen zu stellen, die wichtig für den Designprozess sind. Dadurch, dass ich mich fast täglich mit Onlinekursen weiterbilde, hab ich erst verstanden, worauf es beim Design wirklich ankommt. Denn diesen Aspekt habe ich in der Uni damals nicht wirklich bewusst wahrgenommen. Heutzutage gehe ich viel ruhiger an Erstgespräche ran und probiere wirklich zu helfen, anstatt direkt das nächste Projekt an Land zu ziehen. Kann ich wirklich helfen? Passen wir zusammen? Ich bin insgesamt selektiver und auch im Designprozess selbst viel klarer. Und das zeigt sich auch in den Ergebnissen sowie der Kundenzufriedenheit.
Wie wichtig ist dir eigentlich, dass du dich in deiner Arbeit wiedererkennst und dass deine Persönlichkeit in deinen Designs zum Ausdruck kommt?
Früher war es mir sehr wichtig, dass ‚mein Stil‘ immer sichtbar ist. Mittlerweile habe ich durch die vielen Projekte gelernt, sich der Zielgruppe der Kunden anzupassen. Dennoch ist immer ein gewisse Teil von einem selbst drin. Meine Persönlichkeit kann ich jedoch nicht bei jedem Kunden anwenden. Manche Kunden können in ihrem Design nicht humorvoll auftreten – auch, wenn ich es mir bei jedem wünschen würde. Wenn meine Persönlichkeit auch zu dem Design des Kunden passt, ist es natürlich wundervoll und es ist definitiv ein Ziel, nur noch diese Art von Kunden anzuziehen.
Was denkst du ist das Geheimnis eines erfolgreichen Designs, das es von anderen abhebt, und wie setzt du das um?
Kontinuität ist hier das Zauberwort. Einerseits in der Anwendung durch das Markenerlebnis hindurch – ist wirklich ALLES in dem festgelegten Design? Wenn ja, strahlt das eine ungeheure Autorität und Stabilität aus. Das erzeugt Sicherheit beim Kunden. Und andererseits ist es die Kontinuität über die Dauer. Wenn ein Unternehmen jahrelang dasselbe Design nutzt, brennt sich das im Kundenkopf ein. Natürlich ist es irgendwann wichtig, das Design zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Und genau da setze ich an. Ich fokussiere mich auf Redesigns von bestehenden Designs. Und in meiner Arbeit geht es immer darum, etwas zu entwickeln, dass mindestens 10 Jahre funktionieren kann. Egal, ob beim Logo oder beim Corporate Design.
Gibt es etwas, dass deine Kunden alle miteinander gemeinsam haben? Abgesehen der Wunsch nach einem tollen Design?
Es ist vor allem die Identifikation mit dem eigenen Business. Viele Kundenanfragen sagen, dass sie sich mit dem aktuellen Design nicht mehr identifizieren können. Sie als Person oder als Unternehmen haben sich weiterentwickelt, das Design aber nicht. Zu Beginn hatte es keine Priorität und wurde irgendwann einfach so gelassen. Ansonsten suche meine Kunden auch Klarheit im Umgang mit ihrem Design. Viele machen irgendwas und nutzen gefühlt jede Woche ne andere Farbe in ihrem Designauftritt. Eben, weil sie nicht wissen, wie Design funktioniert. Und das ist auch völlig ok. Für diese Kunden gibt es Anleitungen, wie sie ihr neues Design perfekt auf alles adaptieren können.
Was kannst du den Lesern über Whispering Voice und StoryLane sagen? Oder was möchtest du ihnen mitgeben?
Alles, was du hier auf dieser Plattform oder auf der Whispering-Voice-Seite siehst, ist ein Design von mir. Aus dem Whispering-Voice-Design ist auch StoryLane in kürzester Zeit entstanden – eben, weil das Design so schnell anpassbar ist. Es ist einfach ein großartiges Projekt und ich bin sehr stolz, Teil davon zu sein. Ich sehe in der Arbeit mit Vera und Sindy immer wieder, wie schön es ist, wenn jeder seine eigenen Stärken einbringt und gemeinsam etwas Einzigartiges entsteht. Wenn du diesen Text lesen kannst, heißt es ja schon, dass du bewusst dieses Projekt unterstützt. Dafür einfach vielen vielen Dank. Und ich hoffe, dass du auch weiterhin dabei bleibst – denn das hier ist ein Herzensprojekt mit viel Liebe zum Detail, aus dem du so viel mitnehmen kannst. Hab weiterhin einen tollen Tag!
Text:Whispering Voice
Die Fragen stellten Sindy & Vera von Whispering Voice Publishing:
Wir beide sind seit Tag 1 begeistert von Lucas Arbeit, seiner Kreativität und dem Umgang, den er mit uns pflegt. Es gibt diesen Match nicht häufig aber wenn, dann passt es eben richtig – wir legen unsere Projekte vertrauensvoll in seine Hände und können uns dadurch voll und ganz auf unsere Spezialgebiete konzentrieren. Niemand könnte die Vision von Whispering Voice Publishing & dem StoryLane Magazine besser in die Welt tragen und gemeinsam mit uns den Begriff ‘The Art of new work & living’ besser prägen.
Lucas Böse
Instagram:
@grafikerlucas
Website:
lucas-boese.de
Publikation:
Frauenzimmer, Dazwischen
Podcast:
Sunday Talks – Folge 2